Tag 3 – Mittwoch, 28. März 2018
Ausgefreut! Beim verschlafenen Blick aus dem Fenster erschrecke ich zu Tode. Belgien ist weg! Oder bin ich regenblind geworden? Gibt es so was? Aber es ist „nur“ der Nebel, der draußen wabert. Beim Frühstück erzählt mir ein freundlicher Belgier von dem Holländer, der im letzten Jahr im Moor verschwunden und bis heute noch nicht wieder aufgetaucht ist. Na toll! Genau dort will ich heute Morgen hin. Gut, dass mein Navi den Weg durch den dichten Nebel kennt – oder etwa doch nicht? Jedenfalls zeigt das Ding so was wie „unbefestigter Wegstrecke“ an und kurz danach holpere ich in kleiner Schleichfahrt über löchrige Feldwege. Endlich ist der Vierradantrieb in meinem Traktor für etwas nütze und nach ein paar Kilometern bin ich wieder auf etwas Ähnlichem wie einer Straße. Ich muss dringend die Grundeinstellung meines Navis noch mal überprüfen und „unbefestigte Wegstrecken“ verbieten, sinniere ich so bei mir und schleiche durch den „Nebel des Grauens“ Richtung Spa. Am Startpunkt der geplanten Wanderung angekommen lichtet sich dieser etwas (warum nicht zwei Stunden früher?) – dafür setzt Nieselregen ein. Auch mein windiger Begleiter ist wieder da und pfeift mir beim Verlassen des Traktors um die Ohren. Wieder so ein Tag, an dem vernünftige Menschen zu Hause bleiben, denke ich, als eine mir mittlerweile vertraute, hämische Stimme „Augen auf bei der Berufswahl“ ins Hirn säuselt. Auf dem Parkplatz treffe ich ein Rudel Kinder, die komplett in Plastikfolie eingeschweißt und fröhliche Lieder singend von ihren Betreuerinnen Richtung Moor getrieben werden. Die spinnen, die Belgier! Ich wandere entgegengesetzt zuerst mal auf der Suche nach der Quelle der Geronstère bergab. Das rund einhundert Höhenmeter über mir liegende Hochmoor entleert sich ungehemmt in meine Richtung und ich laufe mit vielen Bächen abwärts zur gesuchten Quelle. Als ich querwaldein an einem Bach aufwärts klettere sehe ich plötzlich im dichter gewordenen Nebel zwei schwarze Hände vor mir. Nach einer Schrecksekunde realisiere ich, dass es meine eigenen sind. Sie sind aber, dem Moorhuhn sei Dank, nicht erfroren sondern stecken bloß in den neu erworbenen Neoprenhandschuhen. Uff! Wieder am Rand des Moores angekommen will ich zurück zum Auto als plötzlich wieder DIE Stimme ertönt „Wolltest du nicht noch durchs Moor gehen?“ „Die Strecke bin ich doch schon letztes Jahr gelaufen, außerdem regnet es schon wieder und für den Nachmittag sind Sturmböen gemeldet…“ entgegne ich „und saukalt ist es auch!“ „Wanderführer oder Pussy?“ übertönt die Stimme den böigen Wind. Also nehme ich die letzten sechs Kilometer auch noch in Angriff und plansche durch das Moor. Bedingt durch das Fehlen schützender Bäume regnet es mittlerweile horizontal. Die glitschigen Holzstege sind mir zu glatt und so stapfe ich missmutig daneben durch das eiskalte Wasser. Manchmal glaube ich Teile des verschwundenen Holländers im Sumpf zu entdecken und stelle mir vor, wie ich wohl in 5000 Jahren aussehen würde, falls ich mich verlaufe. Aber alles „geht“ gut. Nass wie eine (Moor)Katze lasse ich mich eine Stunde später auf den Fahrersitz meines Traktors fallen und sehe, wie das Wasser in den Fußraum rinnt. In La Roche zurück esse ich noch eine Kleinigkeit und falle todmüde ins Bett. Als ich kurz vorm Einschlafen mein Elend ins Telefon heule höre ich vom liebenden Weib auch nur den Spruch „Augen auf bei der Berufswahl!“ Immerhin, morgen steht eine kleine Tour auf dem Programm und es soll nicht regnen….
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